Geschichte / Geografie

 

Das Gebiet der Gemeinde Vaz/Obervaz erstreckt sich in nordsüdlicher Richtung von Valbella bis Solis und in ostwestlicher Richtung von der Bergkette des Parpaner Rothorns zu den ausgedehnten Alpweiden des Piz Scalottas, Danis und Stätzerhorns. Dieses Areal umfasst insgesamt 4245 ha. Die eigentliche produktive Fläche beträgt rund 3000 ha, davon entfallen 730 ha auf die eigentliche landwirtschaftiche Nutzfläche. 
Nachweisbar besiedelt war Obervaz zur Zeit der Karolinger (750-910). Das Inventar der fränkischen Krongüter in Churrätien von 831 erwähnt die Fraktionen Lain, Muldain und Zorten mit der damaligen Kirche. Ausgrabungen im Bereich der alten Pfarrkirche St. Donat in Zorten brachten unter anderem auch römische Einzelfunde zum Vorschein. Die Gemeinde Vaz/Obervaz ist ein Teil des Nachlasses der Freiherren von Vaz. Dieses bedeutende Dynastengeschlecht ist urkundlich nachweisbar von 1135-1338. Zweifellos waren die Freiherren von Vaz eines der mächtigsten Adelsgeschlechter im Alpenraum. Einer Urkunde aus dem Jahre 1253 kann entnommen werden, dass sie auch im deutschen Linzgau ausgedehnte Ländereien besassen. Es wird erwähnt, dass die Freiherren von Vaz in der Umgebung Salems von insgesamt 28 Ortschaften den Zehnten bezogen. 
In Graubünden besassen die Freiherren von Vaz neben ihrem Hauptsitz, der Löwenburg in Nivagl und später der Burg Belfort Rechte an gut 25 Burgen, von Neu-Aspermont in der Bündner Herrschaft bis Jörgenberg im Bündner Oberland, von Ortenstein am Ausgang des Domleschgs bis nach Splügen. Die beiden bedeutendsten Vertreter der Dynastie waren Walter der Vierte und Donat von Vaz. 

 

Donat hinterliess zwei Töchter, Kunigunde, verheiratet mit Friedrich von Toggenburg und Ursula, welche nach dem Tode des Vaters Rudolf von Werdenberg Sargans heiratete. Die Hinterlassenschaft des letzten Freiherren ging somit an diese beiden adeligen Häuser über. Im Jahre 1456 wurde Vaz/Obervaz durch Loskauf eine selbständige Gemeinde. Der Bischof von Chur, sowie Schams und Obervaz kauften 1456 das Erbe der Ursula von den verarmten Grafen von Werdenberg Sargans für 3600 Gulden. Obervaz bezahlte für sein Gebiet 600 Gulden, ungefähr 11000 Franken.

Verkehrstechnisch nimmt Vaz/Obervaz seit jeher eine Sonderstellung ein. Heute noch ist die Julierroute eine der kürzesten und problemlosesten Verbindungen zwischen dem süddeutschen und dem oberitalienischen Raum. Der Pass der Räter war bereits zur Zeit der Römer von immenser Bedeutung. Er war Teil der gewaltigen Heeresstrasse Mailand-Augsburg, allerdings in erster und direkter Linie über den Septimer. Der heutige «Römerweg» beim Sportzentrum erinnert an den alten Handelsweg. Durch das Gebiet der unteren Fraktionen führte die alte Schynstrasse ins Domleschg und damit zum Splügenpass. So orientierte sich Obervaz schon früh verkehrspolitisch über die Julier/Septimerroute nach Chur und ins Oberhalbstein und über die alte Schynstrasse ins Domleschg.

Aus Wirtschaft und Bevölkerung

 
In jüngster Vergangenheit spiegelte sich eine beschleunigte Entwicklung in der Bevölkerungs- und Baustatistik. Im letzten Jahrhundert war die Bevölkerung noch vorwiegend romanischsprechend. Das Verhältnis hat sich nun aber zugunsten der Deutschsprachigen verlagert. Noch stärker als die demographische Struktur hat sich jedoch in letzter Zeit die berufliche gewandelt. Der Tourismus hat der Landwirtschaft den Rang abgelaufen. Eine eigentliche Güterproduktion ist in Vaz/Obervaz nicht vertreten.
 
Die Anfänge der Entwicklung des Kurortes Lenzerheide-Valbella gehen zurück bis in die 80er Jahre des vorletzten Jahrhunderts. Nach einem verheissungsvollen Anfang kamen Rückschläge, die ihren Tiefpunkt 1940 erreichten. Seither hat der Tourismus bedeutend zugenommen. LenzerheideValbella entwickelte sich mit rund 1,1 Millionen Übernachtungen jährlich zu einer der meist besuchten Ferienregionen Graubündens. 22 Hotels und Pensionen mit 1547 Betten stehen dem Gast zur Wahl. In Chalets und Ferienwohnungen stehen weitere 20'000 Betten zur Verfügung. Für Gruppen gibt es zudem 970 Übernachtungsmöglichkeiten.

 

 

Der Ausbau eines modernen Tourismus stellt natürlich auch grosse Ansprüche an die Gemeinde. Die Gemeinde Vaz/Obervaz hat auf Grund eines generellen Projektes aus dem Jahre 1964 den Weg vorgezeichnet für den Bau der Kanalisationsanlage, der Wasser- und Stromversorgung sowie für den Ausbau des weitverzweigten Strassenetzes. Die Gemeinde Vaz Obervaz ist auch heute noch nicht ausschliesslich Tourismusgemeinde. Neben den zahlreichen Betrieben des Handels und Gewerbes besitzt sie noch über 35 leistungsfähige landwirtschaftliche Betriebe. Gemäss Betriebszählung 2001 gehören in Vaz/Obervaz 45 Arbeitsstätten dem primären, 45 dem sekundären und 189 dem tertiären Sektor an. Nach Beschäftigten entfallen 70 auf die Urproduktion, 338 auf Industrie, verarbeitendes Gewerbe, Bau und 1'339 auf den Dienstleistungssektor.     

 

Historisches Lexikon